Einmal Landsberg und zurück
Wäre Enzo dazu überhaupt in der Lage, so hätte er in diesen Tagen so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Denn immerhin hat er jetzt mehr als eine Woche nicht hier im Blog rumgebellt. Sondern lieber
imGarten zuhause und im Wald. Und natürlich gibt es Gründe für die Blog-Enthaltsamkeit von Hund und Herrchen.
Einer davon heißt: Sonne. Seit einigen Tagen beobachtet Enzo diese helle, gelbe, warme Naturerscheinung am Himmel, die er bisher noch gar nicht richtig kennt — so als Novemberkind. Auf der
Terrasse liegt er stundenlang unter den warmen Strahlen und beschäftigt sich ausdauernd mit seinem Kauknochen. Spaziergänge (die er bisher jetzt nicht sooooo toll fand) machen ihm Spaß, weil sie
zu neuen Zielen führen: In die Innenstadt, über das wunderschöne frühere Schlachthofgelände, durch den Siebentischwald zum Jägerhaus. Dort
war ihm ein Biergartenstopp versprochen worden. Aber Öffnungszeiten, die eher ins winterliche Norwegen als ins sommerliche Augsburg passen, verhindern das: Das Traditions-Ausflugslokal ist
verrammelt, der Biergarten trist und leer. Hauptsache, die Nachbarn haben ihre Ruhe. Enzo ist empört (Wuff!) und setzt direkt vor dem Eingang ein Protest-Häufchen. Herrchen findet, es
würde symbolmäßig dorthin
eigentlich ganz gut passen, räumt es aber trotzdem weg...
Die Freiluftbrotzeit gibt es dann doch — in der Schlossgaststätte Wellenburg, einem kleinen Stück österreichischer Gastlichkeit
im Schwabenland. Auf der sonnigen Terrasse wird Enzo zuerst zwar vom Haushund angeknurrt, dann aber von freundlichen Wirtsleuten mit Wasser versorgt und von anderen Gästen gehätschelt. „Tu felix
Austria“, bellt Enzo — und weiß da noch gar nicht, dass ihm anschließend via Facebook für den nächsten Besuch sogar ein alkoholfreies Weizen versprochen wird. Mal sehen, ob Frauchen ihm das
erlaubt. Wiederkommen will Enzo auf jeden Fall!
Er ist ja jetzt mobil. Herrchen hat ihm einen Hundesicherheitsgurt gekauft. Statt sich in der engen
Transportbox zusammenkauern zu müssen, thront Enzo nun auf dem Rücksitz — mit freier Sicht auf vorbeiziehende Landschaften. Das ist toll und muss ausgenützt werden, denn Enzo, Frauchen und
Herrchen wollen demnächst Urlaub in der Steiermark machen. Dafür muss Enzo üben. Längere Autofahrten zum Beispiel. Das erste Training
führt nach Landsberg, wo Herrchen fast 20 Jahre gearbeitet hat.
Enzo findet Landsberg toll. Auf Lechpromenade, Hauptplatz und in der Freiluftgastronomie tobt das Leben, hunderte von Menschen spazieren, lutschen ihr Eis oder nippen an Sprizz oder Hugo.
Eigentlich würde Herrchen seinem Hund gerne Laden und Lokal von Markita zeigen, wo es hervorragende Weine und Snacks aus Portugal gibt. Aber leider
sind dort alle Tische belegt. Dann halt zum Café Herkomer, idyllisch neben dem Mutterturm gelegen. Und danach wieder in die Stadt auf einen Espresso ins Principe, wo man das Leben in der kürzesten Fußgängerzone Deutschlands beobachten kann. Das gefällt dem
Hund, den nur eines etwas irritiert: Das Pinkel-Verbotsschild an einem Topfbäumchen in der Schulgasse gegenüber. Sind damit etwas Menschen gemeint??? Er als Hund jedenfalls nicht. Sowas würde er
doch niiiiieeee machen. Obwohl: Kürzlich hat Enzo, wie Herrchen stolz vermerkte, zum ersten Mal beim Pinkeln das Bein gehoben. Aus dem Welpen wird jetzt also doch ein Hund.
Fortsetzung folgt.
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