Das Model
Wuff, das habe ich neulich im Radio gehört: „Sie ist ein Model und sie sieht gut aus...“ Das ist so eine Elektronikmusik, die Herrchen ab und zu zuhause hört. Von Kraftwerk, sagt er dann immer.Klingt
komisch. Ich kenne nur ein Kraftwerk, das ist am Herrenbach auf meiner Gassistrecke. Aber das singt nicht. Naja — egal, wuff! Wie
komme ich jetzt überhaupt auf Kraftwerke und Models? Ach so, ja, weil ich jetzt eins bin. Also ein Model, kein Kraftwerk.
Es hat damit angefangen, dass Frauchen erzählt hat, dass die AZ eine Geschichte über Menschen machen will, die etwas gegen Hunde
haben. Das fand ich schon mal ganz blöd. Über solche — wuff! das darf ich jetzt nicht bellen, sonst schimpft Frauchen — steht am besten gar nichts in der Zeitung. Frauchen hat aber gesagt,
dass man die Hunde und ihre Menschen aufmerksam machen muss, damit sie den Hundehassern nicht zum Opfer fallen. Wuff, da hat sie recht. Wie immer.
Gestern vormittag hat Frauchen dann angerufen und gesagt, dass sie ein Foto zu der Geschichte braucht, und dass sie im Archiv nichts
Gescheites findet. Jetzt müsse ein Fotograf ein passendes Foto machen. Sie haben aber gar keinen Hund im Büro, und deswegen solle ich mich mit dem Fotografen treffen. Ich habe noch gedacht, das
muss eine traurige Redaktion sein, wenn da nicht mal ein Hund arbeitet. Aber dann hat auch schon der Silvio angerufen und wir haben einen Termin auf der Gassiwiese am Textilmuseum
ausgemacht.
Herrchen ist dann gleich ganz hektisch geworden. Er hat mich eine halbe Stunde lang gebürstet und mein Fell mit Kokosöl eingerieben,
dass ich geglänzt habe wie eine Speckschwarte. Und geduftet habe ich... Da hätte ich mich doch lieber mit Mae oder Paula getroffen, wuff! Aber Herrchen hat mich an der Leine im Laufschritt auf
die Wiese gezerrt, weil wir pünktlich sein wollten. Also er wollte pünktlich sein. Naja, so sind die Menschen halt. Muss hund nicht verstehen, wuff!
Ich habe mich dann auch ein bisschen revanchiert und mich auf dem Weg zur Gassiwiese erst mal im Sand gewälzt, dass ich ausgesehen
habe wie ein paniertes Schnitzel. Das neue rote Halsband, das mir so gut steht, hat auch was abbekommen, und Herrchen hat geschimpft. Auf der Wiese hat dann schon der Silvio mit seiner Kamera
gewartet und mir erklärt, was ich machen soll: Nett kucken und ein Hundewürstchen fressen. O. K., das war einfach, wuff!
Das erste Würstchen habe ich so schnell gefressen, dass Silvio gar nicht zum Fotografieren gekommen ist. Beim zweiten Würstchen war
er schon mehr auf Zack, aber die Bilder haben ihm noch nicht so recht gefallen. Ich habe schon gehofft, dass vielleicht noch
ein paar Würstchen für mich abfallen, bis das richtige Foto im Kasten ist. Aber da hat Herrchen mich ausgetrickst: Das dritte Würstchen war nämlich gar keins, sondern eine Kaustange. Die hält
länger. Und schmecken tut sie auch nicht so gut, wuff!
Nach einer halben Stunde war die Fotografiererei dann vorbei, und ich war gespannt wie ein Flitzebogen, wie das Ergebnis aussehen
würde. Am Abend hat mir Frauchen mein Foto im Internet
gezeigt. Sah ganz gut aus, wuff! Aber die richtige Überraschung war die Zeitung heute morgen. Obwohl: Zuerst habe ich etwas geknurrt, als ich die Überschrift gelesen habe: „Welche Gefahr geht von
giftigen Kötern aus?“ fand ich als Rasse-Frenchie nun gar nicht lustig. Bis Herrchen mir erklärt hat, dass da nicht „Köter“ steht, sondern „Köder“. Das mit dem Lesen muss ich wohl noch
üben...
Auf jeden Fall haben ziemlich viele Leute mein Foto in der Zeitung gesehen, und einige haben mich sogar erkannt. Enzo de la
Couronne, das Model — klingt gut, oder? Das mache ich jetzt öfter. Also Leute: Wenn ihr mal ein Frenchie-Model braucht — einfach mailen. Ich bin dabei. Und wenn Herrchen nicht aufpasst, dann
bewerbe ich mich nächstens beim Fernsehen!
Fortsetzung folgt, wuff!
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