Wider den Knallfrosch
„Die Böllerei an Silvester hat ein Nachspiel“, berichtet am Mittwoch meine Lieblingszeitung im Lokalteil. Konkret geht es im Aufmacher auf der letzten Seite um die Forderung der sogenannten
„Deutschen Umwelthilfe“ (einer Organisation, die meiner Meinung nach eher den darin zusammengeschlossenen Wichtigtuern als der Umwelt „hilft“), das Silvesterfeuerwerk in der Augsburger Innenstadt zu
verbieten. Der Feinstaubbelastung wegen.
Nun denn: Ich bin weißgott kein Freund der Silvesterknallerei. Ich habe auch noch nie einen Pfennig bzw. Cent für Böller, Raketen oder ähnliches ausgegeben. Meine Erfahrungen als Feuerwerker
beschränken sich auf ein Silvester vor vielen Jahren, als ich vor der Stammkneipe einen „Gefechtsfeldbeleuchtungskörper“ aus
Bundeswehrbeständen abfeuerte — und deswegen fast Prügel kassierte, weil das Ding tat was es sollte: Es beleuchtete, an einem kleinen Fallschirm aus 300 Meter Höhe herabschwebend, das
Silvester-Gefechtsfeld taghell. Und machte dadurch das Feuerwerk der benachbarten Thorbräukeller-Yuppies unsichtbar. Deren Reaktion war — naja — humorbefreit...
Der Humor verlässt mich freilich auch, wenn ich die neueste Narretei jener selbsternannten Umweltaktivisten in der Zeitung lese: Feuerwerkverbot in der Augsburger Innenstadt, kombiniert mit
Dieselfahrverbot dortselbst, und beides möglichst noch durchgesetzt auf dem Klageweg. Ja wo samma denn? Muss denn jeder Ökonarr seine Befindlichkeiten allen anderen aufdrängen? Muss die
Verbotsgesellschaft immer weiter um sich greifen? Über die Sinnhaftigkeit von Fahr- und anderen Verboten hat sich der Kabarettist Dieter Nuhr Gedanken gemacht, die so genial entlarvend sind, dass
ich sie hier einfach zitieren will. Zum entsprechenden YouTube-Video geht es hier.
Uns es gäbe ja darüber hinaus noch ein weites Betätigungsfeld für die politisch korrekten, spaßbremsenden Verbots-Knallfrösche: Mit Sekt anstoßen in der Silvesternacht? Verbieten! Alkohol
schädigt doch die Gesundheit. Kleines Fondue mit Freunden? Zu fettig, ist ungesund. Verbieten! Um Mitternacht rausgehen und Wildfremden die Hand zum Neujahrsgruß reichen? Muss verboten werden,
der Grippeansteckungsgefahr wegen! Usw, usf. Wir bewegen uns irgendwann auf eine freudlose, verhaltenskorrekte Gesellschaft zu, in der nur noch getan werden darf, was „gut“ ist. Irgendwie
erinnert mich das an den uralten Witz von dem Mann beim Arzt:
„Herr
Doktor, wie werde ich sicher 100 Jahre alt?"
Arzt: „Rauchen Sie?"
Patient: „Nein"
Arzt: „Trinken Sie?"
Patient: „Nein"
Arzt: „Sind Sie die ganze Nacht feiern?"
Patient: „Nein"
Arzt: „Haben Sie viele Frauen?"
Patient: „Nein"
Arzt: „Und warum wollen Sie dann 100 Jahre alt werden?"
Ja, warum
eigentlich? Um mit 103 Jahren im Heim ein veganes Biodyn-Süppchen freudlos aus der Schnabeltasse zu lutschen? Nein! Vielleicht sollte man aber mal über ein Verbot solch freudloser
Öko-Hirnflatulenzen nachdenken und — leben! Zum Leben gehört nämlich auch, Sinnloses zu machen, unvernünftig zu sein, einfach mal über die Stränge zu schlagen. Noch darf man das ja sagen — bis
sich einer findet, der auch das verbieten will.
In diesem Sinne
schreibe ich den üblichen Schlusssatz mit einer gewissen Bitterkeit: Fortsetzung folgt.