Einfach alles regeln. Oder alles einfach regeln?
Meine Lieblingszeitung ist seit Wochen voll davon: Stadtmarkt hier, Öffnungszeiten da, Leerstände woanders... Als gäbe es nichts Wichtigeres mehr auf der Welt. Nun ja: Auch Enzo und ich gehen
gernedurch die Stadt und (alleine, weil Enzo draußen bleiben muss) über den Augsburger Stadtmarkt.
Weilmandaalles frisch findet. Weil man auf kompetentes Verkaufspersonal trifft. Und weil man in den Hallen und Buden super essen kann, zum Beispiel bei Stormanns Nudelmanufaktur. Oder ein Gläschen Wein trinken bei Ibrahim Erbas. Oder, oder, oder...
Nun sind die Interessen der Marktbeschicker unterschiedlich: Während die Gemüse- und Obsthändler in aller Herrgottsfrühe aufrödeln und ihre Ware einkaufen müssen, werden die Ess- und Trinkstände
meist beliefert. Man fängt dort also später an. Und während die Gemüsefraktion am Abend möglichst früh die Zwiebeln wieder ins Lager räumen würde, könnte die Getränkeabteilung noch ein gutes
Feierabendgeschäft machen. Denn die Stadtmarktbesucher wollen beides: einkaufen und genießen.
Dem entgegen stehen die starren Öffnungszeiten des Marktes, verfügt im letzten Jahrhundert und von den Besitzstandswahrern mit Zähnen und Klauen verteidigt. Seit Monaten, ach was: Jahren! wird
darüber gestritten wie auf dem sprichwörtlichen Kessel(flicker)markt. Und das eigentlich nur, weil einige intellektuelle Energiesparlampen zwei Dinge gleichsetzen, die nicht gleich sein müssen:
die Öffnungszeiten des gesamten Marktes (Montag bis Freitag von 7 bis 18 Uhr, samstags nur bis 14 Uhr) — und die Öffnungszeiten der einzelnen Geschäfte.
Dabei läge eine Lösung nahe, die man anderswo erleben kann: Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich in Märkten in Italien umgesehen und mir erzählen lassen, dass dort die meisten Märkte eine
feste Rahmenöffnungszeit haben: Oft geht sie von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Und die einzelnen Marktgeschäfte haben ihre individuellen Ladenzeiten: Der Metzger etwa macht etwas früher um 19
Uhr zu, das Café bewirtet bis Marktschluss. Auch Ruhetage sind drin und werden von den Kunden akzeptiert. Und zwischen offenen und geschlossenen Ständen tobt weiterhin das pralle Leben.
Das müsste doch auch in Augsburg möglich sein! Die Stadt schafft einen (Zeit-)Rahmen, die Beschicker füllen ihn nach ihren Erfahrungen und Möglichkeiten. Und wer will, der darf sogar zur besten
Geschäftszeit das Schild „Wegen Reichtums geschlossen“ an die Ladentür hängen. Er wird dann schon sehen, was seine Kunden davon halten. Ich jedenfalls wünsche mir etwas mehr „Italianità“ in der
italienischsten Stadt nördlich der Alpen. Und Enzo, dass das blöde Hundeverbot auf dem Markt aufgehoben wird.
Mal sehen, ob und wie lange noch weitergestritten wird. Fortsetzung folgt.
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Enzo de la couronne (Dienstag, 19 März 2019 12:31)
Wuff, jetzt muss ich doch was dazubellen! Ich! Will! Da! Rein!!!! Und die Öffnungszeiten sind mir Leckerli. Ich gehe, wenn Herrchen auch geht.