Es geht wieder los
Vielleicht hat es ja nur damit zu tun, dass die Sonne wieder scheint. Oder doch nicht. Es hat etwas damit zu tun, dass wieder Leben stattfindet in der Stadt, die in den vergangenen zwölf Monaten unter dem Pandemieschleier dämmerte und Lebensäußerungen jeglicher Art hinter FFP2-Masken versteckte. Es sind tatsächlich wieder Menschen in der Stadt, und die scheinen tatsächlich sogar Freude am Leben zu haben. Enzo und ich bemerken es täglich bei unseren Gassi-Spaiergängen.
Im Viertel hat zum Beispiel das kleine Café Valeria wieder geöffnet. Die Tische waren anfangs noch zögerlich besetzt, jetzt brummt der Laden. Dass man sich nur noch per App registrieren und nicht vorher testen und anmelden muss, wird von den Menschen honoriert. Und von den Tieren auch: Den Biergartenbesuch im Gasthaus zum Spickel hat Enzo ebenso genossen wie die Frühjahrs-Gassirunden
mit seiner Freundin Lotta. Die hat ihm sogar verziehen, dass er neulich im Biergarten heftig mit Nala, einer achtmonatigen, bildschönen Frenchiedame, geflirtet hat.
Herrchen, dem geschlossene Gastronomie und Maskenpflicht zuletzt auch gehörig auf den Keks gingen, ist seit einigen Tagen auch wieder besserer Laune. Dazu beigetragen haben nicht nur Caffè und Spritz bei Valeria, sondern auch die Tatsache, dass – unter neuer Führung – der Mittagstisch im Via del Gusto auf dem Schlachthofgelände wieder Little-Italy-Gefühle bei vitello tonnato und einem Gläschen Arneis vermittelt – auch wenn der Andrang der Gäste so groß war, dass einige anstehen mussten, um einen Platz in der Mittagssonne zu ergattern. Wieder halbwegs im Normalbetrieb läuft auch Herrchens Lieblingsweinhandlung: Die Probiertheke von nice2taste ist seit heute wieder offen, was die Getränkeauswahl für den heimischen Bedarf deutlich erleichtert.
Positive Nachrichten gibt es auch von der Urlaubsfront: Enzos Platz im Hundehotel ist schon reserviert, und auch Herrchen und Frauchen haben sich ein paar Wellnesstage gesichert, ihre Ferienwohnung im Piemont gebucht und ein paar Tage Entspannungsaufenthalt am Oberjoch.
Es ist also fast so etwas wie Normalität eingekehrt, sieht man einmal davon ab, dass Frauchen wohl noch bis in den Herbst hinein weiter im Homeoffice arbeiten wird, was sowohl Enzo als auch Herrchen mittlerweile schon als fast normal empfinden.
Das Homeoffice – so viel steht fest – wird auch nach Corona bleiben. Wie so manches, was in der Pandemie erzwungenermaßen zur Gewohnheit wurde. Corona und die Folgen werden uns noch viele Jahre begleiten. Und sei es auch nur durch die vermutlich erforderlichen Auffrischungsimpfungen und das Tilgen der Schulden, die der Staat in den Pandemiemonaten aufgehäuft hat. Bleiben wird aber auch eine Bewusstseinsänderung für das, was wirklich wichtig ist: Gesundheit, Freiheit in der Lebensführung und die Möglichkeit, spontan zu tun, wonach einem gerade ist.
Was Corona außerdem gebracht hat, ist die Erkenntnis, dass nicht immer die, die am lautesten schreien und sich am meisten verkopfen, die Gesellschaft nach vorne bringen, sondern die, die mal die eigene Befindlichkeit hintanstellen und Probleme einfach zu lösen versuchen. „Pandemia for Future“ ist doch auch kein ganz so schlechtes Motto.
Fortsetzung folgt.
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Karlos Carluno (Dienstag, 08 Juni 2021 13:07)
Ein sehr schöner und zuversichtlicher Text, der mir sehr gut gefällt. Enzo, Edgar und Lotta haben uns in der Kriesenzeit viel Energie und Visionen vermittelt. Dank ihrer ist uns nie die Decke auf den Kopf gefallen und wir hatten trotzdem Spass.
Grüße - Karlos Carluno