Den letzten Kredit verspielt

Ist das Bürgerengagement oder kann das weg? (Foto: AWS/augsburg.de)
Ist das Bürgerengagement oder kann das weg? (Foto: AWS/augsburg.de)

Die Bürgerschaft vorgeführt

Vor einiger Zeit bin ich auf die Aphorismen des italienischen Autors Simone Tempia über „Sir“ und seinen „Lloyd“ gestoßen. Seither lese ich die kleinen Geschichten fast täglich auf Facebook, finde zahlreiche Wahrheiten darin und ziehe wertvolle Lehren aus den Dialogen zwischen Sir und seinem weisen Butler Lloyd. Einen Tag, nachdem in Augsburg sogenannte Klimaaktivisten – viele davon aus dem sogenannten Klimacamp neben dem Rathaus – die Bürgerversammlung von 12. Oktober 2021 platzen ließen, las ich folgende Geschichte auf der Facebookseite des Autors:

„Lloyd, ist das mein Vertrauen, das da in diesem Müllkübel gelandet ist?"

„Ich fürchte ja, Sir."

„Aber... Wir ist das möglich? Es war ein wertvolles Vertrauen, voll schöner Hoffnungen, ehrlicher Leidenschaft, um nicht zu sagen voll von allen meinen Werten.“

„Es tut mir leid, Sir.“

„Lloyd, sag' dem Fahrer, er soll anhalten.“

„Ich persönlich würde Ihnen davon abraten, Sir.“

„Aber ich muss doch versuchen, wenigstens ein bisschen was  wiederzubekommen, Lloyd.“

„Sir, im Müll der anderen herumzustochern, um die eigenen Werte wiederzufinden, wird nur dazu führen, etwas noch wertvolleres zu verlieren."

„Zeit?“

„Nein, die Würde, Sir!"

Natürlich hat Tempi nicht über Augsburg geschrieben, als er seinen Text verfasst hat. Trotzdem passen die wenigen Zeilen auf das Trauerstück, das seit nun über einem Jahr um den Klimaschutz und die beim Rathaus campierenden Thunbergjünger aufgeführt wird. Nur um es einmal zusammenzufassen: Wir leben – und dies nicht schlecht – in einer repräsentativen Demokratie. Das bedeutet, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht. Ausgeübt wird dieses Recht durch Wahlen, nicht durch Demonstrationen, Versammlungen oder Sperrmüllansammlungen, genannt Camp, an zentralen Orten der Stadtgeschichte. Wem das Ergebnis der Wahlen und die Entscheidungen der Gewählten nicht passen, der muss sich gedulden – bis zur nächsten Wahl. Unterdessen habende Gewählten nicht nur ihre Arbeit zu erledigen, sondern auch die Grundprinzipien zu wahren, die sie ins Amt gebracht haben.

Und da lief in Augsburg schon seit Längerem einiges schief. Weil die Verantwortlichen im Rathaus die sogenannten Klimaschützer mit Samthandschuhen anfassten und sie weitaus wichtiger nahmen, als sie tatsächlich sind, wie die Ergebnisse der Bundestagswahl am 26. September 2021 gezeigt haben: Dort entfielen im Stadtgebiet Augsburg auf Alexander Mai, einen der „Aktivisten“ des Klimacamps, gerade mal 1,1 Prozent der abgegebenen Erststimmen. Als Pferdefuß erweist sich nun auch, dass die Stadt ihre Möglichkeiten, das Klimacamp zu beenden, nicht ausgeschöpft haben. Das hier immer wieder angeführte Gerichtsurteil ist ein untaugliches Argument.

Wollte sie das „Ausschöpfen der Möglichkeiten“ lernen, könnte die Rathauspolitik bei den sogenannten Klimaschützern in die Schule gehen. Die haben das Recht, bei Bürgerversammlungen zu sprechen und Anträge zu stellen, geschickt ausgenutzt, um sich in der Versammlung Mehrheiten und in der Öffentlichkeit eine Publicity zu verschaffen, die ihnen die (Leit-)Medien willfährig gewährten – immerhin flankiert von einem halbwegs kritischen Kommentar. Ihren letzten Kredit bei halbwegs Wohlmeinenden haben die sogenannten Klimaschützer mit ihrer fragwürdigen Aktion dennoch verspielt.

Die Stadtpolitik dagegen wird, um in Simone Tempias Bild zu bleiben, weiterhin im Müll der anderen nach ihren Werten wühlen müssen und so nicht nur ihre Würde verlieren. Sondern wahrscheinlich auch noch die nächsten Wahlen.

Fortsetzung folgt.

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Kommentare: 1
  • #1

    Lotta, eine Bullydame (Freitag, 15 Oktober 2021 20:03)

    Lieber Dieter und lieber Enzo,

    ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass das Sommerloch in diesem Jahr gar nicht mehr enden möchte. Ihr seid wieder da - schön.

    Stöbert man auf abgeordnetenwatch.de den Kandidatenreigen durch und kommt bei 1%ter Alexander Mai an, war zu lesen:

    Ausgeübte Tätigkeit : Mathematikstudent, Software-Entwickler, Aktivist. WOW: Was für eine Vita!! Fehllt nur noch die Berufsbezeichnung unabhängiger Freiheitskämpfer, dann wäre noch eine Note von Abenteuer dabei.
    Wohnort: Augsburg !
    Geboren: 1996 - naja, wenigstens ist ihm sein Geburtsjahr bekannt.

    Gut, Claudia Roth von den Grünen hat in ihrer Vita auch nicht viel mehr zu bieten, aber unterm Strich sagen die Fakten klar aus: Er hat mutmaßlich noch nichts geleistet. Îm Klimacamp zu hocken ist doch eher ein Ausdruck, dass man mit seiner Freizeit nicht sinnvoll umgehen kann.

    Aber kann es sein, dass sich Existenzen ohne Berufserfahrung den Bundestag mit fadenscheinigen Begründungen des Klimaschhutzes zur Beute machen können??? Das gilt es zu verhindern.

    Das Kontrastprogramm zu Greta, Luisa und Mai?

    Ich bin vor gut 3 Wochen mit meinem Herrchen durch das Herrenbachviertel gezogen, bis unser Gehweg wurde von einem Kastenwagen blockiert wurde. Dieser versperrte auch einem Radfahrer die Geisterfahrt auf dem Gehweg, der dann seinen Unmut über den Falschparker verbal zum Ausdruck brachte.
    Der Kastenwagen war erkannbar als ein Rettungswagen der DLRG. Wie wir später auf facebook gelesen haben, hat die DLRG-Station Augsburg die Rettungsleitstelle mit einem Fahrzeug und 2 ehrenamtlichen (ich wiederhole: ehrenamtlichen) Sanitätern, auf Anforderung im Krankentransport unterstützt. Die Sanitäter waren nicht viel älter als Kandidat Mai, wirkten aber deutlich strukturierter.