Von einem, der auszog...
...ein Winzer zu werden, grandios scheiterte und trotzdem sehr zufrieden ist – so müsste die ganze Überschrift über diesen Blogbeitrag lauten. Aber: So passt sie halt nicht rein. Aber einen ungewöhnlichen Einstieg habe ich jetzt trotzdem.
Also: Alles begann damit, dass ich mir langsam, aber sicher überlegen muss, wie ich meine Altersversorgung sinnvoll anlege. Tageszeitungsredakteure sind ja ein privilegiertes Völkchen, wenn es um die Vorsorge fürs Rentnerleben geht.: Da gibt es das sogenannte „Versorgungswerk der Presse“. Das war, als ich Ende der 1970er Jahre diesen Beruf ergriff, eine tarifvertraglich geregelte Pflichtversicherung: Der Journalist hatte pro Monat einen nicht unerheblichen Betrag ins Versorgungswerk einzuzahlen, der Arbeitgeber legte die gleiche Summe drauf. Über die Jahre wurden zwar die Konditionen immer wieder verändert und angepasst, die Versicherungspflicht gibt es längst nicht mehr, aber in einem meiner seltenen Anfälle von Weitsicht habe ich die Sache mi dem Versorgungswerk konsequent durchgezogen bis zum Ruhestand. Und nun kommt also der Geldsegen – natürlich genau zu einem Zeitpunkt, an dem die Zinsen unterirdisch und die Perspektiven eher grottig sind. Eine „klassische“ Anlageform à la Bundesschätzchen kam daher ebensowenig infrage wie Aktien oder Fonds, die mein Vater (er war immerhin Banker) stets als den legalen Weg bezeichnete, hart arbeitende Normalos um ihr Vermögen zu bringen.
Der Zufall – genauer gesagt: ein Artikel in einer Fachzeitschrift – wollte es, dass ich über ein Projekt des Weinguts Dürnberg im österreichischen Weinviertel stolperte: Der Falstaff schreibt: „Am Anfang stand Christoph Körner mit einem geerbten kleinen Weingarten und der Vision, im traditionsreichen Falkenstein einen Leitbetrieb mit internationalem Charakter aufzubauen. Ausgestattet mit gutem Instinkt für beste Lagen wurden die Flächen stetig erweitert, wobei der Fokus auf die Übernahme gepflegter Altweingärten gelegt wurde. Da die Produktion immer mehr Zeit beanspruchte, wurde schließlich der Aufbau eines professionellen Vertriebs notwendig. Hier kam Matthias Marchesani ins Spiel, der sich mit viel Leidenschaft einbrachte und seit dieser Zeit als unermüdlicher Botschafter der Weine Dürnbergs unterwegs ist. Für den nächsten notwendigen Schritt in Richtung Modernisierung und Qualitätssicherung kam Georg Klein an Bord, der wertvolles Know-how in Sachen Organisation einbrachte und 2017 mittels publikumswirksamen Crowdfundings den notwendigen Ausbau des Weinguts ermöglichte. Michael Preyer bringt seit Anfang 2020 jungen Schwung in das Weingut und ist seit Kurzem als Partner und Kellermeister für Weine und Weingärten verantwortlich. Er steuert das Weingut mit viel Kreativität, unterstützt von Christoph Körners Erfahrung. Das Quartett Klein/Marchesani/Preyer/Körner ist weltweit sehr dynamisch unterwegs, hat die Zukunft eines der vielversprechendsten österreichischen Weingüter fest in der Hand und managt es ebenso professionell wie mit freundschaftlicher Gelassenheit.“
Das hätte normalerweise meine Aufmerksamkeit nicht über die Maßen erregt – viele Weingüter investieren in Qualität. Aber ein Projekt der „Dürnberger“ ließ mich nun doch stutzen: Auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für einen geplanten Fasskeller, einen Reifekeller und einen neuen Verkostungsraum verfolgt das etwa 60 Hektar bewirtschaftende Weingut eine seltene Strategie: Der Betrieb wurde zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt und man begab sich auf die Suche nach Aktionären. Ab etwa 500 Euro pro Aktie werde eine Beteiligung möglich sein, hieß es. Wobei die künftigen Miteigentümer laut Weingut sämtliche Rechte und Pflichten eines Aktionärs genießen: eine jährliche Dividende, das Recht auf Mitbestimmung, ein fixer Rabatt auf alle Weine sowie exklusive Abfüllungen und Veranstaltungen.
Wild entschlossen, mit einem hohen Betrag meine Hobbyleidenschaft zu einer Art Ruhestands-Nebenjob zu machen, meldete ich mich für eine von mehreren Aktionärs-Infoveranstaltungen an. Schon im Vorfeld hatte sich Dürnberg überaus transparent gezeigt: Auf die erste Anfrage hin wurden die Bilanzen der letzten Jahre ebenso vollständig offengelegt wie Planungen für Ausbauten und neue Projekte. Beim Ortstermin allerdings musste ich erfahren, dass diese Strategie nicht nur bei mir, sondern bei mehreren tausend potenziellen Investoren verfangen hatte. Das kam offenbar unerwartet, doch die Dürnberger reagierten auf ihre ganz eigene Art auf diese Entwicklung: Statt die AG-Erweiterung als Projekt zur Kapitalgenerierung weiterzuführen, wurde sie kurzerhand zum Kundenbindungsinstrument umdefiniert. Statt einigen Aktionären mit größeren Aktienpaketen soll es nun viele Aktionäre mit kleinen Anteilen geben. Oder, wie es Georg Klein formulierte: „Wer bei uns Aktionär ist, wird ja wohl auch seinen eigenen Wein trinken wollen." Der Dürnberg-Absatz scheint also in den kommenden Jahren stabilisiert zu sein.
Ich werde übrigens auch einen kleinen Anteil zeichnen. Das sichert zwar nicht meine finanzielle, wohl aber meine enologische Altersversorgung: Das erste Weinpaket wurde heute schon zugestellt.
Fortsetzung folgt.
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