Neues aus der Servicewüste

Bus und Bahn fahren mit einer App, und das zu jeweils bestmöglichen Preis? Eigentlich ist das eine tolle Sache. Eigentlich. (Foto: freepik.com)
Bus und Bahn fahren mit einer App, und das zu jeweils bestmöglichen Preis? Eigentlich ist das eine tolle Sache. Eigentlich. (Foto: freepik.com)

tschüß, BiBo!

Ja zugegeben, die swa-BiBo-App (BiBo steht zeitgeistkonform für „Be-in/Be-out") ist eine tolle Sache. Und weil sie vor allem für Leute geeignet ist, die nicht immer in allen Taschen nach ihrer Streifenkarte kramen, kleingeldlos vor dem Fahrkartenautomaten stehen oder via Einzelticket zum Höchstpreis fahren wollen, habe ich als einer der ersten die App auch auf dem Smartphone installiert.

Funktioniert hatte sie bis zum Jahreswechsel 2022/23 hervorragend: Innerhalb eines Monats werden alle Fahrten, die man in den Augsburger Bussen und Straßenbahnen tätigt, erfasst und zum Monatsende zum günstigsten Tarif abgerechnet. Also: Je nach Benutzungshäufigkeit und zurückgelegter Strecke/verbrauchten Zonen wird das Entgelt für eine Einzel-, Streifen-, Wochen- oder Monatskarte direkt vom Konto abgebucht oder über eine Kreditkarte eingezogen. Soweit, so einfach, sparsam und komfortabel. Und deshalb habe ich jedem, der es hören wollte, die swa-BiBo-App empfohlen.

Und dann kam der Jahreswechsel.

Der brachte es mit sich, dass meine Kreditkarte ablief und die Bank eine neue schickte. Etwa gleichzeitig versuchte der Zahlungsdienstleister der swa, die Kosten für meine Fahrten im Dezember einzuziehen, was ihm nicht gelang. Am 19. Januar erhielt ich eine Mahnung per Mail, gleich mal mit Geltendmachung eines „Verzugsschadens“, wodurch sich zu den Fahrtkosten von 13,93 Euro gleich noch 6,25 Euro Strafgebühr gesellten. Gleichzeitig teilte mir der Zahlungsdienstleister LogPay mit, dass mein Account bis zur Begleichung der Forderung gesperrt werde.

Natürlich habe ich den offenen Betrag samt Mahngebühr sofort überwiesen, da ich meine BiBo-App ja weiter nutzen wollte. Doch die App blieb gesperrt. Als geduldiger Mensch wartete ich erst einen Tag, bevor ich versuchte, mit LogPay Kontakt aufzunehmen. Was sich als ziemlich schwierig erwies: Die im Web angegebene Servicenummer erinnerte mich zunächst stark an den legendären Drei-grüne-Bananen-Werbespot aus dem Internet. Nach immerhin 28:23 Minuten in einer nervtötenden Dudel-Warteschleife meldete sich eine Mitarbeiterin, die zwar wenigstens keine Sprach-, wohl aber erhebliche Kapier- und Verständnisprobleme hatte. Immerhin konnte ich sie nach dreimaliger Schilderung des Sachverhalts zu der Einsicht bewegen, sie könne mir nicht helfen: Es handle sich um ein technisches Problem, das sie an den Support weitergeben werde. Aha.

Von dort  habe ich seither nichts mehr gehört. 

Das allerdings kann nicht überraschen, wenn man auf der Website von LogPay das Kundenfeedback liest. Bei insgesamt 106 Bewertungen kommt der Zahlungsdienstleister auf 1,6 von 5 möglichen Sternen – ein schauderhaft grottiger Wert. Aus den Beiträgen der Kunden klingt deutlicher Ärger. Die Zitate aus den letzten sieben Tagen – hier z. T. grammatikalisch korrigiert und mit Satzzeichen versehen – sprechen Bände: „Angabe der Zahlungsinformation funktioniert nicht (“internal server error”). Ungünstig, wenn man schon in der Straßenbahn sitzt und eine Fahrkarte braucht.“ Oder: „Meine Sepa-Lastschrift wird grundlos verweigert. Werde mich deshalb von der swa-BiBo-App verabschieden.“ Oder: „Das ist ein Witz hier. Haut nix hin, der letzte Mist, nicht zu empfehlen, einmal und nie wieder, hol mir mein Ticket direkt bei der Bahn, den Mist hier lösch ich wieder. So viel Unfähigkeit tut schon weh." Ein weiterer Nutzer: „Logpay versucht Geld von offensichtlich abgelaufenen Kreditkarten einzuziehen, anstatt proaktiv nach neuer Karte zu fragen (Ablaufdatum ist Logpay natürlich bekannt). Dazu keine Bestätigung, ob Änderung der Zahlungsart (bei mir: neue Kreditkarte) in der App funktioniert hat..“ Wirklich positive Rezensionen muss man mit der Lupe suchen.

Zu Hoffnungen Anlass gab dann vorübergehend ein Anruf bei der swa. An die Stadtwerke Augsburg hatte ich mich gewandt, weil die schließlich meine Vertragspartner sind – und nicht irgendeine denglisch dummschwadronierende Kassierercombo aus 65760 Eschborn. Der Kontakt klappte aber auch nicht auf Anhieb. Während nämlich im Internet die Geschäftszeiten des Kundencenters mit 7 bis 18 Uhr angegeben sind, belehrte mich am Telefon eine Ansage um 17.05 Uhr, ich rufe außerhalb der Geschäftszeiten an: Man arbeite nämlich – Ätsch! – von 8 bis 17 Uhr. Am Folgetag schwemmte mir das Schicksal dann aber immerhin einen höflichen, hilfsbereiten und (der Stimme nach) jungen Herrn in die Telefonleitung, der sich meines Problems anzunehmen versprach. Nach kurzer Recherche nannte er mir einen Ansprechpartner, und als der nicht sofort zur Verfügung stand, bekam ich einen Namen und eine Durchwahl und die Versicherung, der Mann sei in etwa einer halben Stunde erreichbar.

War er aber nicht. Nach weiteren zwei Stunden und weiteren Anrufversuchen also zurück auf LOS: Anruf im Kundencenter. Dort war wieder der freundliche, junge Mann in der Leitung, der mir einen Rückruf zu einem vereinbarten Zeitpunkt versprach. Der – fast hätte ich jetzt „natürlich“ geschrieben – bis heute nicht kam. Was kam, war eine Mail von „Max“ vom swa-BiBo-Team, der Screenshots anforderte. Er hat sie bekommen. Und wahrscheinlich wird wieder nichts passieren.

Aber halt: Es wird doch etwas passieren. Ich werde jetzt gleich die swa-BiBo-App auf meinem Smartphone löschen und zukünftig so weit als möglich auf die ÖPNV-Angebote der swa verzichten. Und falls dann doch mal nicht: Streifenkarte rules! Den Stadtwerken kann ich nur raten, sich von dem Finanzdienstleister schnellstmöglich zu trennen und etwas Besseres, Seriöseres zu suchen. Andernfalls können sie den Mobilitätspreis der Metropolregion München, den sie 2021 für BiBo erhalten haben, einfach zurückzugeben. 

Fortsetzung folgt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Edwin Antl (Sonntag, 29 Januar 2023 13:25)

    Hast Du Deine Erfahrungen auch unserer Lieblingszeitung mitgeteilt? Das wäre doch eine tolle Story! Ich hab auch Bibo, nutze es auch, aber es rentiert sich nicht wirklich, wenn man weniger Fahrten hat als eine Streifenkarte.

  • #2

    Dieter Mitulla (Sonntag, 29 Januar 2023 14:22)

    Ja natürlich weiß das Augsburger Zentralorgan bescheid.